I Margini del Libro

Colloque international d'études (21.-23. novembre 2002)


Description

Der Lehrstuhl Für Italienische Literatur Der Universität Basel Organisiert In Zusammenarbeit Mit Dem Italienischen Generalkonsulat In Balsel Einen Internationalen Studienkongress:

I margini del libro: indagine teorica e storica sui testi di dedica Basel,
21. bis 23. November 2002


Der Widmungsbrief sowie die kürzere Widmung stellen eine von der italienischen Tradition kaum untersuchte Gattung dar; dies obwohl die Textsorte sich für das Verständnis eines Werkes, eines Autors oder einer Epoche als sehr wertvoll erweisen kann. Die Widmung ist ein äusserst verbreitetes Phänomen. Es betrifft weit auseinanderliegende Texte und Autoren sowie unterschiedliche Gattungen und Textformen. Wer eine erste Bestandesaufnahme vornimmt, wird bald feststellen, wie normal und gesellschaftlich anerkannt, ja sogar notwendig diese Praxis in Italien noch bis ins 19. Jahrhundert war. Man wird darüberhinaus erkennen, dass die Widmung – mit Veränderungen und Metamorphosen – bis ins 20. Jahrhundert bedeutsam geblieben ist. Dennoch könnten heute die allerwenigsten Leser sagen, wem ursprünglich einige der berühmtesten Werke unserer Literatur gewidmet waren.
Den Werken vorangestellt, sind die Widmungstexte gerade wegen ihrer marginalen Position kontinuierlicher Abnutzung ausgesetzt; so werden sie oft schon nach der ersten Auflage weggelassen. Für eine bessere Kenntnis von Gewohnheiten und Verhaltensweisen zahlreicher Schriftsteller kann es jedoch aufschlussreich sein, sich gerade mit diesem vergänglichen und wenig bekannten Aspekt ihres Schaffens auseinanderzusetzen. In der Tat widerspiegeln solche "Randseiten", in ihrer äussersten Kontingenz und Zerbrechlichkeit, auf beinahe unvermittelte Art und Weise die historischen, sozialen und politischen Verhältnisse, unter welchen sie entstanden sind. Sie beleuchten zudem alles andere als marginale Aspekte eines Autors und seines Werkes. Um das Phänomen besser zu verstehen, sollen die Gesetzmässigkeiten sowie die dem Widmungsbrief zugrunde liegenden Konventionen untersucht werden, dies sowohl für Italien als auch, kontrastiv, für einige andere bedeutende europäische Literaturen.
Ausgehend von wenigen Fallbeispielen – unterschieden nach Epoche, Autor, Empfänger, Typologie und Funktion – soll der Kongress eine erste historische und theoretische Annäherung an diese Randgattung suchen, über die in der italienischen Tradition bisher noch keine systematische Untersuchung vorliegt. Die Teilnahme namhafter italienischer und internationaler Wissenschaftler, Spezialisten unterschiedlicher Epochen und Autoren, ermöglicht einen breiten Überblick von den ersten Jahrhunderten bis hin zur Gegenwart der italienischen Literatur. Zudem sind Komparatisten und Experten anderer Literaturen eingeladen, die ihrerseits wichtige komparatistische Querverweise liefern werden. Es sind ferner Beiträge von Assistierenden und Doktoranden vorgesehen, welche Ergebnisse ihrer im Rahmen eines Projektes des Schweizerischen Nationalfonds entstandenen Arbeiten vorstellen werden.
Der Kongress richtet sich nicht nur an Kollegen und Studierende der Universität Basel, sondern auch an solche anderer schweizer und europäischer Hochschulen. Angesichts seiner Tragweite spricht das Thema jedoch auch ein breiteres Publikum von normalen Lesern an, welche Interesse an einem Ansatz haben, der ihnen bekannte literarische Werke unter einem neuen Gesichtspunkt zu vermitteln vermag. In diesem Sinne wendet sich der Kongress nicht nur an Fachleute, sondern an all diejenigen, die sich für die italienische Sprache und Literatur interessieren.

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